… ja so warn‘s, die alten Rittersleut – und die Dürnauer Zillenhardts waren nicht anders (1479 – 1623)
Im Wald zwischen Schlat, Ursenwang und Eschenbach ist von der Burgstelle „Zillenhart“ nur noch ein be-achtlicher Hügel übrig-geblieben, der an seiner Nord-Ost-Seite von einem 2,50 m hohen Wall umschlossen ist. Dies sind die Reste einer sehr frühen Burgform, einer Turmhügelburg
Nach Dürnau kam ein Zweig der Familie Zillenhardt Im Jahr 1479. Wilhelm I. von Zillenhardt kaufte „das Dorf Dürnaw und Gamolzhausen das Wiler“ für 1.352 Gulden. Mitglieder der Familie waren als Dienstmannen der Grafen von Helfenstein und später der Grafen von Württemberg zu Reichtum und Ansehen gekommen. In Bartenbach, Faurndau, Holzheim, St. Gotthardt, Süßen, Schlierbach und Hochdorf waren sie begütert, einige versahen auch das Amt eines Obervogts von Göppingen, was etwa der Stellung eines Landrats entsprach.
Wilhelm I. von Zillenhardt († 1518) stand in Diensten des württembergischen Herrscherhauses und wusste diese Position auch zum eigenen Vorteil zu nutzen. Als Landhofmeister hatte er eine der höchsten Positionen der Grafschaft inne. Er begleitete 1468 mit anderen Edelleuten den Grafen Eberhard im Bart auf seiner Pilgerfahrt ins Heilige Land und erwarb 1470 das Pfandrecht (1) über Zell, Hattenhofen, Aichelberg, Wälden und Pliensbach. Der Besitz von Dürnau und Gammelshausen war weder Pfand- noch Lehensverhältnis. Mit dem Kauf wurde der Zillenhardter Eigentümer und Dorfherr, der die beiden Dörfer zu einem Rittergut vereinigte. Wilhelm ist wohl in Stuttgart gestorben. Wahrscheinlich wurde der herrschaftlichen Gruft (2) in der Dürnauer Cyriakuskirche beigesetzt.
Wilhelm II. (1511-1530) Während seines Wirkens in Dürnau war die Zeit ziemlich unruhig, Der Aufstand des „Armen Konrad“ und der Bauernkrieg erschütterten die Gesellschaft. Einer seiner Untertanen aus Gammelshausen wird im Bauernkrieg als Aufrührer in Hattenhofen erwähnt und wurde vom Göppinger Obervogt ergriffen. Von Unruhen in Dürnau ist nichts bekannt, doch kann man davon ausgehen, dass die Belastungen der Bauern hier und in Gammelshausen nicht geringer waren als die der Bauern in Württemberg. Wilhelm wurde in der Gruft der Cyriakuskirche beigesetzt.
Hans Wolf von Zillenhardt († 1557) war ein Sohn Wilhelms und Obervogt in Sigmaringen. Er war war zwar Ortsherr, aber in Dürnau kaum anwesend. 1546 bewies er als württem-bergischer Rat Geschick und Entschlossenheit: Als die kaiserliche Armee Stuttgart besetzte waren Herzog Ulrich und seine Räte auf den Hohentwiel geflüchtet. Er war in Stuttgart geblie-ben und bewirkte, dass der Befehl zur Plün-derung und zum Niederbrennen der Stadt zurückgenommen wurde.(3)
Wegen des Dürnauer Konfessionsstreits (4) lud ihn der Herzog nach Stuttgart. Er entschuldigte sein Nichterscheinen da-mit, dass er eine sechswöchige Kur „in der Holzordnung“ (5) machen, also seine Syphilis auskurieren müsse.
Und was in der Zimmerschen Chronik (6) über unseren Ritter berichtet wird, über-schritt auch damals schon die Grenzen des Anstands: „Die Closterfraw zu Hapstal hat umb ain Gulden … verwettet, sie wolle in ain kleinen silbernen Becher brunzen, das kain dröpflin neben ab gehen soll.“ Hans Wolf nahm die Wette an, und die Nonne schritt auf dem Tisch vor allen Anwesenden zur Tat. Sie gewann die Wette. Anschließend wurde ausschweifend gefeiert, und Hans Wolf war schließlich so betrunken, dass er nur mit Mühe den Heimweg fand.
Anmerkungen
(1) Das Pfandrecht ist eine Art Grundschuld. Dem Gläubiger standen statt der Zinsen die Einnahmen eines verpfändeten Dorfes oder Hofgutes zu.
(2) Die Gruft lag im Osten des Kirchenschiffs. Sie erscheint öfter in den Abrechnungen der Heiligenstiftung, z.B. 1660: Der Maurermeister Martin Burger erhält 30 Kreuzer für Reparaturen am "Züllenhartischen Gewölbe" und 1670 "ein frembder Maurer, so das eingesunckene Gewölb in der Kirchen wiederumb aufgeführt für Cost und Lohn - - - 20 Kreuzer". Die Gruft wurde in den 1950er Jahren zugeschüttet.
(3) Eugen Rau in einem unveröffentlichten Manuskript.
(4) Siehe "Die Reformation in Dürnau und Gammelshausen".
(5) Kur in der Holzordnung: Kur mit Gujakholz, die damals die Syphilis heilen sollte. (Gustv Bosert: Die Reformation in Dürnau, Oberamt Göppingen; Blätter für württembergische Kirchengeschichte, Bd. 14, 1910, Seite 59
(6) Die Zimmersche Chronik ist eine handgeschriebene Familienchronik der Herren von Zimmern, angereichert mit zahlreichen zeitgenössischen Episoden. Der hier beschriebene Vorfall wird auch von Claus Anshof und Eugen Rau wiedergegebern.
(7) Bild:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/38/Turmh%C3%BCgelburg.jpg